Zur Zeit macht der Wald seinem Namen alle Ehre, es regnet
immer wieder. Eigentlich sollte der Januar eher warm und trocken sein. Wir
haben alle Mühe, die Wäsche trocken zu bringen und sind auf der Hut vor dem
Schimmel! Es kam sogar vor, dass wir in letzter Zeit einen Pullover anziehen
mussten.
Die Schule hat nach den Weihnachtsferien wieder begonnen.
Doris und ich sind nun hauptverantwortlich für den Deutschunterricht. Es läuft
eigentlich ganz gut, wenn auch das hiesige Verständnis für das Lernen einen
Schulstoffes ein ganz anderes ist. Dazu dann später mal mit mehr Details aus
der Schule geplaudert...
354 Dollar ist der gesetzlich vorgeschriebene Mindestlohn in Ecuador fürs 2015. Wir fragen uns oft, wie die Leute hier damit auskommen. Eine Busfahrt von unserem Wohnort nach Tena (Dauer 1 Stunde) kostet für unsere Familie zwar nur 6 Dollar, im Verhältnis zu den Löhnen ist das aber für die Leute hier eine beträchtliche Ausgabe. Ein Mittagsmenü kostet um die 3 Dollars, also ein knappes % des Lohnes. Relativ günstig sind hiesige Produkte, z.B. Reis, Bananen, Bohnen. Milchprodukte sind (Bsp. Joghurt: 1,75 Liter zu 5 Dollar) Luxus! Wir sehen uns auch immer wieder mit mehr oder weniger konkreten Formen von Mangel oder Armut konfrontiert:
An der Schule merken wir, dass die Kinder häufig hungrig
sind. Viele kommen wohl ohne Frühstück. Wie wichtig ist da die Pausen-Colada.
Wenn diese ausfällt, weil die Vorräte aufgebraucht sind und die neuen
Lieferungen ausstehend sind, wird es ungemütlich. Nehmen wir mal einen Kuchen
mit (z. B am Dreikönigstag) wird der bis zum letzten Krümel verschlungen. Oder
wenn zu viele Bananen zuhause miteinander reif werden, und wir nicht mehr
nachkommen mit Bananen verzehren: Zur Schule bringen, aufteilen und.. schwups
weg ist alles. Und das in Ecuador, Bananen-Exporteur Nr. 1 weltweit...
Als Lehrpersonen erfahren wir von schwierigen familiären
Situationen. Was dann zu tun ist, bleibt die entscheidende Frage. Genau wie in
der Schweiz. Wobei hier das Anzapfen staatlicher Leistungen, Institutionen oder
Gelder sehr viel schwieriger bis unmöglich ist. Da ist es nahegliegend, dass
uns Schweizern die Frage gestellt wird, ob wir einen Support leisten könnten.
Ob dieser dann nachhaltig ist oder nicht, ist die eine Frage, die andere ist
der knurrende Magen von Kindern, die wir morgens darauf wieder in unseren
Klassen unterrichten sollen.
Oder wir lernen einen Handwerker kennen, der in unserem Haus
tätig ist. Mir fällt auf, dass er hinkt. Beim Mittagessen fragt er mich, ob wir
nicht ein Schmerzmittel für sein verletztes Knie hätten. Ich mache ihn darauf
aufmerksam, dass ihm in den centro de salud (den Gesundheitszentren) gratis
Behandlung und Medikamente zur Verfügung stehen. Er fragt mich auch, ob ich seinen
älteren Kindern einen finanziellen Zustupf geben könnte. Es fehlt an Geld, um
den Übertritt an die nächsten Schulen zu ermöglichen. (Die Eltern bezahlen hier
für die Schuluniform, die obligatorischen Lehrmittel sowie die Verpflegung an
der Schule). Daneben braucht der älteste Sohn dringend eine Brille um seine
Ausbildung als Mechaniker aufzunehmen. (Moment mal, wie viele Ecuadorianer habe
ich schon mit einer Brille gesehen?) Ich versuchte ihm zu erklären, warum auch
wir .... und jetzt kommt wohl das Bekannte... nicht die ganze Zeit geben
können, da auch wir, unsere Ausgaben, unsere Kosten zu Hause haben...
3 Tage später stand seine Familie dann vor unserem Haus,
dabei auch die 17-jährige Schwiegertochter mit Baby. Wenn wir wieder nach Tena
fahren, machen wir bei ihrem Haus einen Stopp und schauen uns mal vor Ort ihre
Situation an.
Wer sich von diesen Schilderungen angesprochen fühlt, und
einen Batzen spenden möchte, teilt uns das bitte in einer Mail mit. Wir würden
euch dann möglichst konkret schildern, wofür die Dollars investiert wurde, wie
zum Beispiel: Anteil an Brille des zukünftigen Automechanikers. (Wobei wir nach
Möglichkeit beim Kauf dabei sind.) Tja, wir schlucken schon manchmal tief
durch, angesichts der teils doch grossen Bedürfnisse. Zum Glück haben wir Zeit
die Leute auch in ihrem Alltag kennen zu lernen...
Das ist ein Ceibo, ein sehr grosser Baum hier in der „selva viva“. Wir haben ihn bei einer Führung kennen gelernt. Der Riese ist rund 60 Meter hoch und über 150 Jahre alt. Das Spezielle sind seine weit ausragenden Bretterwurzeln, die für die Stabilität des Baumes sorgen. Aus dem harten Holz der Brettwurzeln werden stark beanspruchte Alltagsgegenstände fabriziert. Das Stammholz hingegen ist wenig dauerhaft.
Ende Januar zügeln wir für einen Monat in das Lehrerhaus
direkt im AmaZOOnico. Während dieser Zeit ist die Projektverantwortliche vor
Ort und bewohnt ihr neues Haus.
Wir wünschen euch weiterhin alles Gute sowie warme Kappen
und Handschuhe für den Winter.
Manchmal hätten wir auch Lust auf Ski fahren und freuen uns dann wieder an frischen Erdbeeren und Spargeln...
Manchmal hätten wir auch Lust auf Ski fahren und freuen uns dann wieder an frischen Erdbeeren und Spargeln...