Unsere Schule von A-Z

Affen
Am Mittwoch Morgen lutschte Nils im Schulkanu genüsslich einen Chupachups. Als wir die Treppe zum Schulhaus hochliefen, blieben die Kinder stehen und schauten in die Bäume. Ein mono arana, ein Spyder-Monky, hing kopfüber in den Bäumen und schleckte das (geschnappte) rosarote süsse Ding. Die Affen sind hier im AmaZOOnico sowie auf dem Schulgelände allgegenwärtig. Sie rennen übers Dach der Schulhäuser, liegen mal auf den Tischen des Aufenthaltsraumes oder knabbern eine herumliegende Tube Zahnpasta an. Zurzeit kommen sie den Menschen und Zoobesuchern eher zu nahe, so dass die Affen mit Wasser vergrämt werden. Es ist ein Spektakel den Kletterkünstlern zuzuschauen. Nur wenn der übergrosse Johann wieder mal ausgebrochen ist und auftaucht, flüchten sich die Kinder in die Klassenzimmer, siehe auch März-Blog „Zwei Affen rasen durch den Wald“.

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Ausgeteilte Liedblätter, Filzstifte, Spitzer, Plastilinkugeln, usw. Beim Verteilen genau abzählen und beim Einsammeln hartnäckig bleiben. Jeden Tag und immer wieder...

Canoa, Kanu

Unsere Schule ist nur über den Rio arajuno zu erreichen. Victor ist der Schulkanu-Fahrer und holt die Kinder morgens ab und fährt sie um 13 Uhr wieder zurück. Auf dem robusten Kanu mit Aussenbordmotor finden alle Kinder Platz. Die Kunst des Kanufahrers besteht darin, je nach dem sehr unterschiedlichem Wasserstand, Untiefen zu erkennen, Treibholz zu umschiffen, auf die ein- und aussteigenden Kinder zu achten und (obwohl verboten) Schülern auszuweichen, die vor dem offiziellen Stopps in den Fluss springen.

Deutsch

2001 wurde die Sacha Yachana Wasi gegründet um den Eltern des AmaZOOnico-Projektes die Möglichkeit zu geben, ihre Kinder in der Nähe zur Schule zu schicken. Schweizer Lehrpersonen unterrichteten die Kinder nach CH-Lehrplänen und Lehrmitteln überwiegend auf Deutsch. Seit der Fiskalisierung (siehe Verstaatlichung) erteilen die Schweizer Lehrpersonen Deutsch als Fremdsprache. Die Schülerinnen und Schüler erhalten durchschnittlich 7 Lektionen Deutsch pro Woche. Die besten Jugendlichen unserer Schule erreichen nach Abschluss ihrer Schulkarriere ein A2/B1-Niveau, siehe März-Blog A1/B2 Prüfungen. Kenntnisse in der deutschen Sprache erlauben den Menschen Jobs im örtlichen Tourismus zu finden. So sind die Gäste der Liana Lodge zum Grossteil aus deutschsprachigen Ländern.

Emerson

Emerson ist der laute Schüler einer lauten Schule. Obwohl erst in der 2. Klasse hat er den Resonanzkasten um Opern-Sänger zu werden. Daneben ist er sehr anhänglich und läuft mit uns häufig Hand in Hand die lange Schultreppe hoch. Am Morgen geht seine Privat-Show so: 7 Schüler (unter anderem sein älterer Bruder) steigen im 1. Kanu-Halt zu. Dann taucht Emerson am Flussufer auf und kraxelt dem steinigen Flussufer entlang zum Schiff, obwohl es einige Meter landeinwärts einen bequemen Fussweg gäbe...

Fausto

Fausto Shiguango ist der Schulleiter der SYW. Fausto unterrichtet in einem Mehrklassenzimmer den 4. bis 7. Grad. Seine Frau Dalia betreut die Unterstufe (1.-3. Grad). Mit ihren 4 Kindern wohnen sie im Lehrerhaus direkt auf dem Schulgelände. Wir schätzen die Zusammenarbeit mit Fausto und Dalia. Beide nehmen ihre Arbeit ernst und interessieren sich für das Wohlergehen der Kinder sowie der Schule. Ihr Arbeitsalltag ist alles andere als einfach, vor allem die fehlenden Kommunikationsmittel (Telefon, Internet) erschweren die planerische Arbeit.

Geld

An Geld fehlt es überall. Der Mindestlohn von 350 Dollars pro Monat reicht einfach nicht aus. Häufig steht etwas Dringliches an und es gibt kein Geld mehr. Dann gilt es kreative Lösungen zu finden oder einen Geldgeber zu überzeugen...

Harter Umgang

Der zwischenmenschliche Umgang ist manchmal hart. Konflikte unter den Kindern,  gerade unter den Jungs, werden häufig sehr handgreiflich ausgetragen.

Inicial

Seit der Fiskalisierung bietet die Schule eine Eingangsstufe (Inicial) an. Kinder ab 4 Jahren besuchen während einem Jahr den Kindergarten. Seit wenigen Monaten sind diese Kinder in einem eigenen Klassenzimmer. Das Problem ist die fehlende Betreuung. Meist spielen die Kinder drinnen oder draussen alleine.

Jonas

Jonas ist eigentlich dem Inicial zugeteilt. Meistens ist er bei uns und folgt dem Unterricht, an dem er sich wie die anderen Kinder beteiligt. Testen wir die Kinder, trabt auch Jonas an. Für ihn ist die SYW ein grosser Abenteuerspielplatz.

Kopieren und repetieren (copiar y repetir)

Die Kinder sind es sich gewohnt, Lerninhalte von der Tafel oder auch direkt aus Lehrermaterialien abzuschreiben. Sätze können durchaus 10x kopiert werden. Ein wichtiger Teil des Unterrichtes ist das Vorsprechen und Nachsprechen.

Bei uns steht eher die Frage im Zentrum: Welchen Auftrag geben wir den Schülerinnen und Schüler, damit sie zeigen können, was sie davon verstanden haben. Einfach nicht zuviel, sonst überfordert es.

Lieder

Bruder Jakob, Friede sei mit dir, Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang, Wachet auf, Guten Morgen: Das sind einige Lieder, die wir jeweils zum Beginn der Lektionen mit den Kindern singen. Spass machen Liedadaptionen: Zum  Schellenursli singen wir: Wo ist denn Urs verschwunden? (3x), wo ist der Urs, Urs, Urs hin? und benutzen dafür die Melodie von Hewenu shalom. 

Das Liedgut an der Schule ist mehrsprachig: Deutsch, spanisch, kichwa und mit dem Buurebüebli kommt noch eine weitere dazu...

Mathematik

Neulich am Fluss: 1 Orange kostet 10 Cents, dann sind 10 Orangen 2 Dollars, gemäss Verkäuferin. Rechnen ist nicht gerade das Steckenpferd der hiesigen Leute. Preise von Früchten zusammenzählen, Retourgeld bestimmen, Würfelzahlen erkennen.

Dafür rechnen die 3. Klässer + und – im  Zahlenraum bis 1000. Erschwerend ist das Fehlen mathematischer Grunderfahrungen: Anstelle von Geldverkehr tauschen die Leute oft Dinge, Hausnummern fehlen, Uhren sind keine zu sehen, jahreszeitliche Rhythmen fehleund es gibt kein Geld, dass Kinder Musikinstrumente spielen könnten.

No quiero

Wenn den Kindern etwas nicht passt, kommt rasch ein „no quiero“ (ich will nicht) oder no puedo (ich kann nicht) oder sie laufen aus dem Zimmer hinaus. Dann heisst es dranbleiben, motivieren, aushalten oder auch mal ignorieren.

Operativ arbeiten

Eigentlich sind wir ganz zufrieden, dass unser Arbeitsalltag ganz konkret und unmittelbar ist: Unterricht vorbereiten, durchführen und auswerten. Ein Tag nach dem andern.

Pause

Von 9.30 Uhr bis ca. 10 Uhr ist Pause, recreo. Gemäss einem Plan kommt jeden Morgen die Mutter eines Schulkindes, entfacht ein Feuer und kocht die colada. Das ist eine feine und nahrhafte Getreidesuppe. Der Staat liefert den Schulen die colada. Dazu gibt es granola (geröstete Getreideflocken) oder galletas, eine Art Farmerstängel.  Erscheinen die Mütter nicht zum colada-Kochen müssen sie eine Busse bezahlen, und... anstelle dass alle Hunger haben leisten wir einen Koch-Einsatz. Ein Schultag ohne Pausenverpflegung ist eine ungemütliche Sache, denn die 7 Lektionen von 07.30 bis 13 Uhr sind lang und viele Kinder kommen ohne Frühstück. Die colada wird immer restlos aufgegessen. Im Januar mussten wir während einer Woche ohne Verpflegung auskommen, die Lieferung liess auf sich warten. Muy mal...

Qualität

Wir würden in der Schweiz einiges anders machen, aber: Die Sacha Yachana Wasi ist unserer Ansicht nach für die hiesigen Verhältnisse eine gute Schule.

Regen

fällt im Regenwald fast täglich. Wenn der Regen sinnflutartig auf die Wellblechdächer donnert, versteht man sein eigenes Wort nicht mehr. Die Treppen und Wege werden dann zu Bächen, was niemanden stört, da die Kinder barfuss oder mit Flip-Flops zur Schule kommen. Zum Regen passt auch das Lied: Wachet auf, wachet auf, es krähte der Hahn, der Regen fällt über mein schönes Land!

Skorpione

Auf dem Schulgelände gilt es wie überall sonst Acht zu geben auf Schlangen, Spinnen, Skorpione, Ameisen, usw. Kurz nachfragen ob das Tier gefährlich ist. Wenn ja, töten.

Teamteaching

Maestra Doris und Profe Dani unterrichten alle Stunden gemeinsam. Es passt!

Unterrichtsausfall

Seit Beginn des Schuljahres gab es einige wenige Unterrichtsausfälle, wenn der Schulleiter administrative Dinge in Tena zu regeln hatte. Bei Mingas (Elternveranstaltungen) hört der Unterricht vorzeitig auf.

Verstaatlichung

Seit 2012 ist die SYW fiskalisiert, das heisst vom ecuadorianischen Staat übernommen worden. Nun leiten ecuadorianische Lehrpersonen die Schule und unterrichten nach hiesigen Lehrplänen. Wir schweizer Lehrpersonen übernehmen als Fachlehrpersonen den Deutschunterricht und bringen uns im allgemeinen Schulbetrieb ein.

Wasser

Ist im Regenwald eigentlich im Überfluss vorhanden. Ende letztes Jahr hatten wir über Wochen hinweg eine gestörte Wasserversorgung an der Schule. Dann stanken die Toiletten zum Himmel.

Exkursionen

Wir sind an der Planung einer Schlussreise. Wohin geht’s?

Sacha Yacha Wasi

Sacha (Wald) Yachana (Lern) Wasi (Haus)

Zum Schluss

Der Unterricht an der SYW endet nach halb eins am Mittag. Danach putzen die Kinder ihre Schule (limpieza). Kurz vor 13 Uhr versammeln sich alle im comedor und singen gemeinsam das Schlusslied. Die Kinder verabschieden sich von den Lehrpersonen und gehen zum Kanu.

Ciao-tschüss, hasta manana

Ciao-tschüss der Tag ist vorbei

Ciao- tschüss wir sehen uns wieder

Wenn wir morgen zur Schule gehen.

Die Schule ist aus, für heute ist Schluss

Mit dem Kanu über den Fluss

Oder zu Fuss durch den Wald

Zu Hause sind wir schon bald.

Ciao-Tschüss..